Minolta Filmscanner DiMAGE Scan Multi Pro

Minolta ist eine der wenigen Firmen, die Filmscanner sowohl im Amateurbereich als auch im Fortgeschrittenenbereich als auch im Profibereich anbieten. Der DiMAGE Scan Multi Pro ist das Topmodell, welches Profifotografen oder kleinere Agenturen auf ihrem Schreibtisch stehen haben, was aber nicht bedeutet, dass ein gut betuchter Privatmann nicht auch seine wahre Freude mit diesem Gerät haben kann.


Das Gerät wurde im Herbst 2005 vom Markt genommen. Ein Nachfolgemodell gibt es nicht.

Minolta bezeichnet den DiMAGE Scan Multi Pro dem Titel entsprechend als Multiformatscanner. Das Gerät kann nämlich praktisch alles angefangen vom 16mm-Film bis zum 6x9 Mittelformatfilm verarbeiten. Es ist also ein echtes Multifunktionsgerät, welches nicht nur mit zahlreichen Features aufwartet sondern auch mit einem stolzen Preis von knapp 3000 €.

Ausstattung, Zubehör und Leistungsdaten des Filmscanners

Die Leistungsdaten des Minolta Multi Pro lesen sich, als hätte ein Scan-Enthusiast gemäß seiner Wunschliste einen Film-Scanner bauen lassen: Der Scanner digitalisiert seine Vorlagen im Single-Pass-Verfahren bei fixiertem Film und bewegtem Sensor, also in einem Durchgang. Die CCD-Elemente konvertieren die analogen Signale mit 16 Bit in digitale Farbinformationen, so dass sich pro Farbkanal 65.536 Farben ergeben. Bei einem Dichteumfang von 4,2 darf man Traumscans erwarten.

Der Multiformatscanner Minolta DiMAGE Scan Multi Pro

Mit 4.800 dpi setzt sich Minolta in Sachen Auflösung an die Spitze der Diascanner. Allerdings ist diese Zahl mit Vorsicht zu genießen, denn nur auf wenigen Datenblättern steht genau beschrieben, welche Auflösung der Scanner tatsächlich hat: Im Kleinbild-Bereich erreicht der Minolta Multi Pro in der Tat sensationelle 4.800 dpi, so dass man ein 33 Megapixel großes Bild erhält, welches im TIF-Format eine Datenmenge von knapp 100 MByte ergibt; das lässt auf eine hohe Detailgenauigkeit hoffen.

Im viel wichtigeren Mittelformatbereich sinkt die optische Auflösung jedoch in der Hauptscanrichtung von 4.800 dpi auf 3.200 dpi ab. Hier wird also mit einer guten Optik der breitere Scanbereich auf die kleineren CCD-Zeilen (7.260 Pixel pro Linie) abgebildet. Mittels Interpolation kann man zwar dennoch mit 4.800 dpi scannen, de facto hat man aber im MF-Bereich netto nur eine optische Auflösung von 3.200 dpi, was aber für die meisten Anwendungen mehr als ausreichend ist.

Multiformat bedeutet bei Minolta, dass Kleinbild-Filme sowohl als Negative als auch als Positive gerahmt, einzeln oder am Streifen gescannt werden können. Mittelformatfilme können in Größen zwischen 6x4.5 und 6x9 ungerahmt digitalisiert werden. Selbstverständlich dürfen die Filme entweder farbig oder schwarzweiß sein; Auch spezielle Formate wie 16mm-Filme und eigentlich alles was auf eine 6x9 cm große Glasbühne passt, kann digitalisiert werden.

Der Minolta DiMAGE Scan Multi Pro wird mit einem umfangreichen Zubehörpaket ausgeliefert. Für den Kleinbildbereich gibt es einen Filmhalter für Filmstreifen und einen für gerahmte Dias. Für den Mittelformatbereich gibt es einen Universalhalter mit zwei Filmeinsätzen, einmal mit und einmal ohne Glas; die Glasbühne kann mit entsprechenden Filmmasken an unterschiedliche Filmformate angepasst werden. Mit diesen Filmhaltern kann man praktisch alles bis zu einer Größe von 6x9 cm scannen. Selbstverständlich gehören zum Lieferumfang auch alle Anschlusskabel, Handbücher und Software.

Installation

Als ich den Mittelformatscanner von Nikon (LS-8000) ausgepackt habe, war ich einige Minuten wegen der fast unvorstellbaren Ausmaße in einem Zustand zwischen geschockt und beeindruckt. Demgegenüber wirkt der Mittelformatscanner von Minolta mit den Abmessungen 168 x 128 x 377 mm (Breite x Höhe x Tiefe) richtig elegant und klein. Auf dem Schreibtisch wirkt er nicht wie ein Ungetüm sondern wie ein "ganz normaler" Filmscanner. Auch gewichtsmäßig liegt der Multi Pro mit seinen 4 kg ca. 3 mal niedriger als der große Nikon.

Zum Lieferumfang des Multi Pro gehört ein 32-seitiges Handbuch in deutscher Sprache, das die Installation des Gerätes ausführlich und klar beschreibt. Das "richtige" Handbuch zum Scanner und zur Software wird auf CD-Rom ausgeliefert. Für die meisten Nutzer dürfte das kompakte Handbuch jedoch ausreichend sein. Ehe man den Film-Scanner installiert und an den Rechner anschließt muss man an der Unterseite des Gerätes eine Sicherungsschraube lösen, die die Scanneroptik vor Transportschäden schützt.

Sodann muss man eine Entscheidung treffen, ob man das Gerät per SCSI oder Firewire an den Rechner anschließt. Geschwindigkeitsmäßig sind beide Schnittstellen ausreichend, aber nicht jeder Rechner hat einen Firewire-Anschluss und Profis haben vielleicht schon immer hochmoderne SCSI-Architektur in ihrem Rechner verbaut. Auf alle Fälle muss man einen DIP-Schalter an der Rückseite des Scanners entsprechend einstellen. Schließt man den Film-Scanner via SCSI an den Rechner muss man ebenfalls an der Rückseite des Scanners noch die SCSI-ID sowie eine eventuelle Terminierung einstellen.

Das Anschließen des Scanners an den Rechner mit den beigefügten Kabeln ist dann ein Kinderspiel, es sei denn man möchte den Diascanner mitteles IEEE 1394 an ein Notebook anschließen. Dann nämlich muss man sich im Fachhandel noch ein 6/4 Firewire-Kabel kaufen, da serienmäßig nur ein 6/6 Firewire-Kabel mitgeliefert ist.

Es folgt die Installation der Scan-Software. Das Vorhandensein einer Bildbearbeitungssoftware wie Photoshop® wird vorausgesetzt; Minolta liefert den Scan Multi Pro ohne zusätzliche Fotobearbeitungsprogramme aus. Die Installation der Utility-Software ist kinderleicht und geht von alleine vonstatten. Danach wird der Dia-Scanner nach dem Einschalten automatisch erkannt und man kann loslegen. Für mich war sehr erfreulich, dass Minolta dieselbe Scansoftware wie bei den kleineren Modellen verwendet. So war der erste Scan schnell gemacht und die Einarbeitung in eine neue Software entfiel.

Scannen von Mittelformat-Filmen

Der Minolta DiMAGE Scan Multi Pro ist ein richtiger Alleskönner auf dem Film-Scanner Markt. Die Hauptanwendung dürfte jedoch bei nahezu jedem Käufer dieses Gerätes das Digitalisieren von Mittelformat-Bildern sein. Die Möglichkeit, KB-Dias oder -Negative und sonstiges Filmmaterial scannen zu können, sehe ich als nützliches Add-On, aber nicht als Kaufkriterium. Deshalb lege ich im Folgenden den Schwerpunkt auf das Scannen von Mittelformat-Filmen.

Der MF-Filmhalter ohne Glas

Mittelformat-Filme scannt man mit dem Universalhalter UH-P1. Dieser Filmhalter hat eine Aufnahmevorrichtung für einen Filmhalter aus Glas und einen ohne Glas. Beide Filmhalter sind im Standard-Lieferumfang enthalten! Beginnen wir mit dem Filmhalter ohne Glas, in den man im Prinzip jedes Negativ oder Positiv mit einer Höhe von 6 cm einlegen kann. Natürlich ist der Filmhalter für die Standardgrößen 6x4.5, 6x6, 6x7, 6x8 und 6x9 vorgesehen. Dies erkennt man an den weißen Markierungen auf dem Filmhalter.

Der Filmeinsatz mit Glas

Ehe man ein Dia in den glaslosen Filmhalter einlegt, muss dieser auf die Filmgröße eingestellt werden. Dies geschieht an zwei Führungsschienen, die sich horizontal so verschieben lassen, dass genau ein Fenster z.B. in der Größe 6x7 bleibt. Diese sehr ausgeklügelte Konstruktion hat den ganz großen Vorteil, dass ein eingelegtes Negativ auf vier Seiten aufliegt und nach dem Zuklappen des Filmhalters festgehalten wird. Nachteilig ist, dass das Negativ auch wirklich exakt beschnitten sein muss, um die vier Auflageflächen zur Verfügung zu stellen. Ein nachträgliches Spannen eines gewellten Negatives ist nicht möglich. Der glaslose MF-Filmhalter ist perfekt für Dias in genormter Größe, die ideal zugeschnitten sind. Für andere Bilder eignet sich der Filmhalter mit Glasbühne besser.

Der glaslose Filmeinsatz lässt sich aus dem langen Filmhalter leicht herausnehmen und durch den Filmeinsatz mit Glas ersetzen. Dieser Filmhalter besteht im Prinzip nur aus einer aufklappbaren 6x9 cm großen Glasfläche, auf die im Prinzip jegliches Filmmaterial gelegt werden kann. Um dem Filmscanner jedoch einen eindeutigen Scanbereich vorzugeben, so dass auch eine automatische Belichtung und Fokusierung einwandfrei funktioniert, legt man zweckmäßigerweiße eine der serienmäßig enthaltenen Masken auf die Glasbühne auf, so dass aus der gesamten Glasfläche z.B. noch ein 8x6 cm größer Ausschnitt frei bleibt.

Der Mittelformat-Filmhalter mit eingelegtem MF-Filmstreifen

Die Glasbühne hat den großen Vorteil, dass stark gewellte Bilder platt gedrückt werden und man so richtig fokusieren kann. Ein nicht korrekt zugeschnittenes Filmmaterial stellt bei dem Glaseinsatz also keine Probleme dar, in der Höhe bleibt jedoch die Limitierung auf 6 cm.

Das Scannen von Mittelformat-Filmstreifen bis zu einer Länge von ca. 20 cm stellt weder mit der Glasbühne noch mit dem glaslosen Filmhalter ein Problem dar, da der nicht benötigte Filmstreifen beim Scannen hinten am Filmhalter überstehen darf. Ein typischer Filmstreifen mit 3 6x6 Bildern kann also problemlos Bild für Bild gescannt werden. An dieser Stelle entdeckt man jedoch einen entscheidenden Nachteil des Minolta Multi Scan Pro: Man kann immer nur ein einziges Bild digitalisieren. Einen Stapelmodus gibt es nur im Kleinbild-Bereich, nicht jedoch für Mittelformatbilder. Das bedeutet natürlich viel Arbeit und Zeit bei größeren Mengen von MF-Dias.

Vorgang 6x6 Dia Dauer mit ICE
Vorscan 0:35 min
Scan mit 3200 dpi 3:10 min
Scan mit 4000 dpi 4:40 min
Scan mit 4800 dpi 6:00 min

Beim Scannen von Mittelformat-Bildern hat man mehr Arbeit mit dem Vorbereiten der Filmhalter und dem Einlegen der Negative als mit dem eigentlichen Scannen, denn der Scan-Vorgang ist kinderleicht und sehr komfortabel mit der Minolta-Scan-Software. Ein Index-Scan entfällt bei Mittelformat-Filmen, da immer nur ein einziges Bild auf einmal gescannt werden kann. Vor dem Erstellen einer Vorschau muss man in der Software die Bildgröße sowie den Filmhaltertyp (glaslos, mit Glas) und die Filmart einstellen. Die Vorschau ist dann in einer halben Minute erstellt.

Nach der Vorschau kann man die für ein gutes Scanprogramm üblichen Einstellungen (farbliche Bearbeitung, Scanbereich festlegen, ICE, GEM, ROC etc.) durchführen und dann den eigentlichen Scan starten; Gemachte Einstellungen lassen sich in Benutzerprofilen speichern, so dass man nicht bei jedem Bild von vorne beginnen muss. Sehr praktisch ist die Auto-Beschneiden Funktion, die auf Knopfdruck einen zumeist passenden Scanrahmen um das eigentliche Bild setzt.

Insgesamt zeigt sich der große Minolta im Mittelformat-Bereich dank zweier Filmhalter als sehr flexibel für eine große Menge von Anwendungen. Allerdings gerät man sehr schnell an die Grenzen des Gerätes, wenn man eine größere Menge von MF-Bildern scannen möchte, da jedes Bild einzeln gescannt werden muss.

Scannen von gerahmten MF-Dias

An die Grenzen des Minolta DiMAGE Scan Multi Pro stößt man auch, wenn man gerahmte Mittelformat-Dias digitalisieren möchte. Es gibt nämlich keinen passenden Filmhalter, der gerahmte MF-Dias unterschiedlicher Größe aufnehmen könnte obwohl bei dem Universalfilmhalter für Mittelformat eine solche Erweiterung denkbar wäre.

Beim Einscannen von gerahmten Mittelformatdias bleibt einem also nichts anderes übrig als die Positive aus dem Rahmen herauszunehmen und konventionell zu scannen.

Scannen von gerahmten KB-Dias

Der Minolta DiMAGE Scan Multi Pro kann mit dem Diahalter SH-P1 bis zu 4 gerahmte Kleinbild-Dias auf einmal scannen. Das Einlegen von gerahmten Dias in einen Diarahmen ist bei jedem Dia-Scanner anders und manchmal mehr schlecht als recht gelöst; Nicht so beim großen Minolta: Hier wird ein Diahalter mitgeliefert, der sehr gut handzuhaben ist.

Der Filmhalter für bis zu 4 gerahmte KB-Dias

Das Einlegen von KB-Dias ist äußerst komfortabel und sicher: Man öffnet den Diahalter und legt in die vier 5x5 cm großen Aussparungen ein Dia horizontal ein. Schnell merkt man jedoch, dass ein normales Dia mit Kunststoffrahmen etwas viel Spiel hat, so dass man leicht Winkelfehler produzieren kann. Mit dem bloßen Einlegen in die Öffnungen ist es also nicht getan, man muss die Diarahmen schon noch an zwei Kanten anlegen, ehe man den Filmhalterrahmen wieder schließt.

Beim Schließen des Diahalters drücken zwei Klammern jedes einzelne Dia fest in seine Position, so dass es nicht mehr verrutschen kann. Ich habe gerade das Wort Sicher aus dem Grunde verwendet, weil bei diesem Filmhalter mit den Dias eigentlich nichts passieren kann. Sowohl das Einlegen als auch das Herausnehmen der Dias erfolgt auf sichere Weise, so dass man keine Gefahr läuft, das Filmmaterial aus Versehen zu berühren - vergleiche dazu die kleineren Minolta-Modelle.

Einlegen eines Filmhalters in den Scanner

Den gesamten Filmhalter schiebt mann nach dem Einlegen der Dias und dem Schließen des Maskenrahmens in die Öffnung des Dia-Scanners und der Scan-Vorgang kann beginnen; Wie auch bei Mittelformatscans muss man der Software mitteilen um was für einen Filmtyp und ob Farbe oder Schwarz-Weiß es sich handelt. Ich frage mich, warum der Diascanner anhand des eingelegten Diahalters nicht von selbst darauf schließt, dass KB-Dias zu scannen sind (vergleiche Nikon LS-8000).

Durch Aufklappen des Diarahmens kann man zwar bis zu 4 Dias auf einmal in den Halter einlegen, jedoch gibt es noch eine andere Möglichkeit, einzelne Dias zu scannen: Schiebt man den Diahalter einfach ohne Dias in den Dia-Scanner ein, so kann man in den vordersten Einschub einzelne Dias einschieben. Der Vorteil liegt auf der Hand: Der Aufwand, den Filmhalter öfters aus dem Scanner zu nehmen, zu öffnen, Bilder einzulegen und das Ganze wieder rückwärts, entfällt, wenn man direkt am Scanner sitzt und Bild für Bild einlegen möchte.

Vorgang Dauer
Index Scan 4 Bilder 0:31 min
Vorschau 1 Bild 0:30 min
Vorschau 4 Bilder 2:20 min
Vorschau 1 Bild mit ROC 2:50 min
Feinscan 1 Bild mit 4800 dpi 1:04 min
Feinscan 1 Bild mit 4800 dpi, ICE 2:00 min
Feinscan 1 Bild mit 4800 dpi, ICE+ROC 2:02 min
Feinscan 1 Bild mit 4800 dpi, ICE+ROC+GEM 3:15 min
Feinscan 4 Bilder mit 4800 dpi, ICE 8:40 min

Das eigentliche Scannen der gerahmten Dias funktioniert nach gewohnter Art: Bei mehreren eingelegten Dias kann man zunächst einen Index-Scan durchführen, um dann von einzelnen Dias oder mehreren selektierten eine Vorschau zu erzeugen. Nach der Vorschau kann man bis zu 4 Dias im Stapelbetrieb scannen. Wie schon bei den kleineren Minolta-Filmscannern besteht auch beim Topmodell das Manko, dass sich Bilder nicht fortlaufend automatisch nummerieren lassen.

Scannen von KB-Filmstreifen und Einzelbildern

Mit dem Filmhalter FH-P1 können ungerahmte Kleinbild-Negative und -Positive sowohl am Streifen als auch lose eingescannt werden. Der Filmhalter bietet Platz für bis zu 6 KB-Negative; ob diese 6 Plätze mit einem einzigen Streifen oder einzelnen, losen Bildern aufgefüllt werden, spielt beim Scannen keine Rolle.

Der Filmstreifen-Halter von Minolta ist sehr gut handhabbar: Man legt einen Filmstreifen in die Führungsschiene, die nach allen 4 Seiten durch ca. 3 mm hohe Einfassungen begrenzt ist. Dadurch liegt der Filmstreifen sicher und und fest definiert im Filmstreifenhalter. Die Stege zwischen den einzelnen Bildern sind etwas breit, so dass man beim ein oder anderen Negativ ein paar Pixel an Bildinformationen in der Breite verliert.

Der Filmhalter für KB-Filmstreifen und Einzelbilder

Wie gestaltet sich das Einlegen von stark gewellten Filmstreifen? An dieser Stelle hat man mit den Filmstreifenhaltern der meisten Negativ-Scanner seine Probleme. Nicht so jedoch beim großen Minolta: Ein Filmstreifen kann an zwei Stellen (Bild 2 und Bild 5) unter kleine, ca. 1 cm breite Führungen geschoben werden, so dass er nicht nur auf den Stegen aufliegt, sondern auch noch leicht eingespannt wird. Ich will nicht sagen, dass mit dieser ausgeklügelten Konstruktion das Einlegen von welligen Filmstreifen zum Kinderspiel wird, aber die Arbeit erleichtert sich erheblich und man kommt sogar ohne Pinsette zurecht.

Überhaupt ist das gesamte Handling des Filmstreifenhalters ohne Hilfsmittel a la Pinsette möglich: Dank jeweils zweier großer Aussparungen am vorderen und hinteren Ende kann man den Filmstreifen bequem mit den Händen einlegen, herausnehmen und horizontal verschieben; so komfortabel geht's mit kaum einem anderen Kleinbild-Filmscanner. Nach dem Schließen des Maskenrahmens sitzt der Negativstreifen bzw. sitzen die losen Bilder dank zweier Längsschienen und Zwischenstegen felsenfest und der eigentliche Scan kann beginnen.

Vorgang Dauer
Index Scan 6 Bilder 0:35 min
Vorschau 6 Bilder 5:20 min
Feinscan 6 Bilder mit ICE bei 4800 dpi 22:30 min
Feinscan 6 Bilder mit ICE bei 4000 dpi 22:25 min
Feinscan 6 Bilder mit ICE bei 2400 dpi 22:00 min
Feinscan 6 Bilder mit ICE bei 1200 dpi 13:40 min

Beim Einscannen von Negativstreifen macht sich die Stapelfunktion des Minolta Multi Scan Pro wieder positiv bemerkbar; Ein Index-Scan zur schnellen Übersicht ist in einer halben Minute gemacht. Danach zwingt einem die Vorschau für alle 4-6 Bilder zwar zu einer kurzen Zwangskaffeepause, jedoch kann man dann bequem seine Einstellungen für die einzelnen Bilder durchführen bzw. man wendet gespeicherte Benutzereinstellungen auf sämtliche Bilder an. Auch das Feinscannen erfolgt bequem im Stapelbetrieb.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Einscannen von Negativstreifen mit dem Minolta DiMAGE Scan Multi Pro dank des guten Filmhalters ein richtiges Vergnügen ist wenn man von den langen Scan-Zeiten und den lauten Sägegeräuschen absieht.

Scannen von APS-Filmen

Dem Minolta DiMAGE Scan Multi Pro hat Minolta zwar den Namen Multiformatscanner verliehen, aber das Multiformat endet bereits vor APS-Filmen. APS-Filme können zwar rein theoretisch gescannt werden, indem der Film aus der Patrone genommen und in Teile beschnitten wird, jedoch kann keine APS-Filmpatrone in irgendeinen passenden Filmhalter wie bei den kleineren Minolta-Filmscannern eingelegt werden.

Das Fehlen dieser Möglichkeit ist konstruktiv bedingt: In den breiten Schlitz an der Scanner-Vorderseiten können nunmal nur Filmhalterrahmen einer bestimmten Größe eingeschoben werden. Aus demselben Grund können auch bei einigen anderen Geräten auf gar keine Weise APS-Filme digitalisiert werden.

Die mitgelieferte Software

Bei der Installation des Gerätes fiel mir sofort positiv auf, dass Minolta im Prinzip dieselbe Scan-Software ausliefert wie bei den kleineren Filmscannern. Dadurch fühlt man sich gleich wohl in seinem Arbeitsumfeld und erspart sich mühevolle Einarbeit. Die Multi Pro Utility Software kann man sowohl als eigenständiges Programm als auch über eine TWAIN-Schnittstelle z.B. aus Photoshop® heraus starten.

Apropos Photoshop®: Während man bei den kleineren Minolta-Modellen ein Bildbearbeitungsprogramm (Photoshop® Elements) serienmäßig mit ausgeliefert bekommt, entfällt dieses Extra beim Pro-Modell. Der Grund liegt auf der Hand: Wer sich für mehrere Tausend Euro einen Diascanner kauft, hat wahrscheinlich schon sein Lieblings-Bildbearbeitungsprogramm, eventuell sogar die Vollversion von Photoshop®, auf dem Rechner und beginnt nicht von Null an.

Obwohl mir die Minolta Scan-Software zwar hin und wieder ein paar unlogische Fehlermeldungen bringt muss ich sie dennoch gleich in einer Hinsicht sehr loben: Ich hatte bislang nicht einen einzigen Absturz der Software, und das soll in der heutigen Zeit etwas bedeuten!

Warum liefert Minolta nicht noch die Standard-Scansoftware SilverFast mit aus? SilverFast bietet zwar einige Komfort-Funktionen und erlaubt Umsteigern das schnelle Loslegen mit einem neuen Gerät, aber die Minolta Scan Utility Software ist so umfangreich und gut zu bedienen, dass der Wunsch nach SilverFast gar nicht aufkommt. Ihre Stärken hat die Scansoftware bei der farblichen Bildbearbeitung, vor allem wegen der sehr guten Undo-Funktion. Eine weitere nennenswerte Funktion ist die automatische Beschneidung des Bildes, die in den meisten Fällen akzeptable Ergebnisse liefert, so dass man bei vielen Bildern auf das manuelle Setzen eines Scanbereiches verzichten kann.

Was an der Software zu bemängeln ist, ist das Fehlen einer automatischen Durchnummerierung der Scans. Bei einem eingelegten Filmstreifen oder 4 eingelegten KB-Dias erhält man zwar Dateien wie Bild1, Bild2, Bild3, Bild4, aber beim nächsten Streifen geht die Nummerierung leider nicht mit Nummer 5 weiter, sondern beginnt wieder von vorne. In dieser Hinsicht gibt es bessere Lösungen auf dem Markt.

Insgesamt lässt sich sagen, dass die Software sowohl für Einsteiger als auch für Profis ihre Dienste tut. Der Bildschirm ist nicht mit Buttons so überladen, dass ein Anfänger hoffnungslos verloren ist, und ein Profi muss sich nicht in allzu vielen Untermenüs durchklicken, um seine gewünschte Einstellung durchzuführen.

Bildqualität

4.800 dpi Auflösung, 48 Bit Farbtiefe, Dichteumfang 4,2 Korrekturverfahren ICE, ROC und GEM - das sind Werte und Eigenschaften, die auf allerhöchste Bildqualität hindeuten. Allerdings sind es zunächst Werte auf dem Papier; entscheidender ist, was wirklich über Firewire oder SCSI an den Rechner übertragen wird.

Im Kleinbildbereich ist der Minolta DiMAGE Scan Multi Pro ein wahres Auflösungswunder. Wenn ein Diascanner über 30 Megapixel aus einem Kleinbild-Dia herausholt, muss man schon mit einem sehr guten Film und einer Top-Kamera arbeiten, um Pixel-Details noch erkennen zu können. Im Mittelformatbereich sinkt die optische Auflösung auf 4800 x 3200 dpi. Da es keinen Sinn macht und auch nicht einstellbar ist, mit unterschiedlicher horizontaler und vertikaler Auflösung zu scannen, ist man stets hin- und hergerissen zwischen 3200 dpi echter optischer Auflösung und 4800 dpi interpolierter Auflösung.

Bei meinen Vergleichen erscheint mir die 3200 dpi Auflösung die bessere Lösung zu sein. Ein Bild, das mit 3200 dpi gescannt und anschließend in Photoshop® auf 4800 dpi extrapoliert wird, wirkt natürlicher als ein direkt mit 4800 dpi gescanntes Bild. Der Grund könnte in den besseren Interpolationsroutinen eines Bildbearbeitungsprogrammes liegen. Für mich bietet der Multi Scan Pro im Mittelformat-Bereich daher "nur" 3200 dpi Auflösung an. Diese Auflösung reicht jedoch für 90% aller Anwendungen, da man selten TIF-Dateien mit mehreren Hundert Megabyte Größe benötigt und weiterverarbeiten kann.

Von der Bildqualität allgemein bin ich etwas enttäuscht. Wo sind die natürlichen Farben geblieben, die dasselbe Bild bei einem anderen Scanner auf den Bildschirm zaubert? Und warum scheint ein Scan deutlich weniger Farbabstufungen im Vergleich zu manch anderem Filmscanner zu haben, obwohl doch 65.536 Farben pro Kanal zur Verfügung stehen müssten? Auch wenn man Tonwerte, Gradationskurven, Farbregler etc. in der Scansoftware verwendet, lässt die farbliche Bildqualität etwas zu wünschen übrig.

Hervorragend ist dagegen die Schärfe, d.h. die Autofokusierung funktioniert tadellos. Bei Mittelformat-Bildern macht sich hier positiv bemerkbar, dass die Bilder auf der glaslosen Bühne auf vier Seiten aufliegen, dass ein großes Dia also wirklich plan im Filmhalter liegt. Dies gilt natürlich erst recht bei Verwendung der serienmäßig im Lieferumfang enthaltenen Glasbühne.

Loben muss ich den Minolta DiMAGE Scan Multi Pro auch beim Digitalisieren von Schwarz-Weiß Bildern. Natürlich darf man bei Graustufen kein ICE-Korrekturverfahren anwenden, da die Bilder sonst milchig und verschwommen werden. Bei S/W-Bildern merkt man jedenfalls deutlich die große Farbtiefe des Diascanners.

Wer viel Zeit hat, um wirklich optimale Scans zu produzieren, der setzt die Korrekturverfahren ICE, ROc und GEM ein. Während die Korrektur von Staub und Kratzern sowie die automatische Farbrestaurierung nur in etwa doppelt so langen Scan-Zeiten resultiert, verlangt die Filmkornkorrektur mehrere Experimentalschritte in der Scan-Software, bis man das gewünschte Ergebnis hat. Mit diesen drei Korrekturverfahren kann man speziell aus uralten, verblassten Bildern noch wahrlich kleine Wunder bewirken.

Scangeschwindigkeit

Beim Minolta DiMAGE Scan Multi Pro kommt es im Kleinbildbereich weniger auf die Scangeschwindigkeit an als im Mittelformatbereich. Bei Kleinbildern arbeitet man gewöhnlich mit Stapelscans von 4-6 Bildern, so dass man während des Scannens auf alle Fälle eine Rechnerpause einlegen muss. Alleine schon die sägenden und surrenden Geräusche des Scanners lassen den Wunsch nach einem Ortswechsel während eines Scanauftrages aufkommen.

Wichtig ist die Scanzeit im Mittelformatbereich, da man bei MF-Bildern immer nur ein Bild auf einmal digitalisieren kann. Wen wundert's, dass der Multi Pro gerade in diesem Bereich seine Stärken hat. 6 Minuten für einen 4.800 dpi Scan mit eingeschaltetem ICE-Verfahren - das ist Spitze! Da kann so mancher KB-Filmscanner (umgerechnet auf die Bildgröße) nicht mithalten.

Im Kleinbild-Bereich sinken die Scan-Zeiten auf Durchschnitts-Niveau. Sehr lange dauern Scans von Negativstreifen; hier kommen unnötige Transportzeiten hinzu - der Filmhalter fährt nicht an einem Stück von vorne bis hinten durch, sondern bewegt sich immer wieder vor und zurück.

Die oben genannten Scanzeiten sind natürlich nur Anhaltswerte, die ich auf einem Athlon mit 2 GHz Taktfrequenz und 512 MByte Speicher gewonnen habe. Die Scan-Zeiten können noch beträchtlich ansteigen, wenn man viele farbliche Änderungen durchführt, alle Korrekturverfahren einschaltet und Mehrfachscans durchführt.

Zusammenfassung, Fazit

Der Minolta DiMAGE Scan Multi Pro ist kein Filmscanner, den man sich als Privatmann zum Scannen seiner Fotos auf den Schreibtisch stellt. Wer nur KB-Dias oder KB-Filmstreifen hat, ist mit dem kleineren Minolta genauso gut bedient. Der Multi Pro ist ein Gerät für Fotografen und Agenturen, die Mittelformatbilder zu digitalisieren haben und durch den Kauf dieses Gerätes gleich noch eine Fliege, nämlich Kleinbild-Dias und -Negative scannen zu können, mit derselben Klappe erschlagen wollen.

Der DiMAGE Scan Multi Pro besticht durch sein gutes Design, seine kompakte Bauweise, seine umfangreiche Ausstattung (Glasbühne inklusive!), seine gute Scan-Software, seine hohe Auflösung im Kleinbild-Bereich und seine universelle Einsetzbarkeit. Etwas enttäuscht hat mich die erreichte Qualität der Scans, nicht jedoch bei SW-Bildern. Der Preis ist in meinen Augen viel zu hoch, zumal der große Nikon Super Coolscan 9000 ED in einer ähnlichen Preiklasse liegt und meiner Meinung nach den Minolta Multi Pro deutlich hinter sich lässt.

Eines ist der Multi Pro mit Sicherheit nicht: ein Gerät für große Mengen. Wer größere Mengen von KB-Dias, Negativstreifen oder Mittelformat-Dias zu digitalisieren hat, dem steht ein sehr hoher Zeitaufwand bevor, da sich immer nur ein Bild auf einmal scannen lässt. Der Minolta DiMAGE Scan Multi Pro ist vielmehr ein Gerät für Leute, die hin und wieder eine Kleinserie Bilder unterschiedlichen Formats zu scannen haben.

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