Canon Scanner CanoScan 9900F

Was sucht denn ein Flachbettscanner auf dieser Webseite? Hier geht es doch um Filmscanner und nicht um Papier- oder Dokumentenscanner, oder? Völlig richtig. Bislang habe ich um billige Flachbettscanner mit integrierter oder optionaler Durchlichteinheit einen großen Bogen gemacht, weil die Bildqualität nicht annähernd an die eines richtigen Filmscanners heran kommt, da liegen Welten dazwischen.

Die Unterschiede zwischen Flachbettscannern mit Durchlichteinheit und Filmscannern sind zum Teil größer als die schon gewaltigen Unterschiede zwischen einer Kleinbild-Kompaktkamera und einer hochwertigen Spiegelreflexkamera, die beide denselben Film benutzen, aber doch so unterschiedliche Bilder fabrizieren.


Dieses Gerät wurde im November 2004 vom Markt
genommen. Nachfolgemodell: CanoScan 9950F

Mit dem CanoScan 9900F hat Canon einen Flachbett-Scanner auf den Markt gebracht, dessen Leistungsdaten denjenigen eines richtigen Dia-Scanners ähneln. Da dieses Gerät auch preislich mit günstigen Film-Scannern in einer Preiskategorie steht, kann man ein solches Gerät schon einmal echten Filmscannern gegenüberstellen.

Einer Sache muss man sich vorab bewusst sein: Man darf nicht ein 500 € Gerät, das nur so nebenbei auch Filme scannen kann, teuren Filmscannern aus dem Hause Nikon, Canon oder Minolta gegenüberstellen. Kein Mensch erwartet, dass der CanoScan 9900F solchen Spezialgeräten Paroli bieten kann. Es geht also im Folgenden vielmehr darum, ob man für sein Geld akzeptable Scans bekommt und man sich die Anschaffung eines zusätzlichen, günstigen Diascanners sparen kann, weil man alles in einem hat.

Ich habe meinen CanoScan 9900F im Sommer 2003, also nur wenige Monate nach der Markteinführung, bekommen. Nachfolgend meine Erfahrungen mit dem Gerät, die sich natürlich auf das Scannen von Negativen und Positiven konzentrieren.

Ausstattung, Zubehör und Leistungsdaten des Filmscanners

Mit dem Canon CanoScan 9900F kauft man sich zunächst einen Flachbettscanner für Aufsichtvorlagen bis Din A4 bzw. den üblichen Zentimeter größer. An der optischen Auflösung von 3200 x 6400 dpi erkennt man jedoch, dass es sich nicht um einen marktüblichen Flachbett-Scanner handelt, denn solche Auflösungen machen bei Auflichtscans keinen Sinn. 1600 dpi hat man bei Papiervorlagen zur Verfügung, aber auch das ist schon größer als es für die meisten Anwendungen Sinn macht.

Eine optische Auflösung von 3200 x 6400 dpi macht jedoch wohl Sinn beim Digitalisieren von Negativen oder Positiven. Der CanoScan 9900F hat in der oberen Abdeckklappe eine Lampe integriert, so dass die Glasplatte der Auflagefläche zur Durchsichtsplatte wird. Beim Scannen von Auflichtvorlagen muss diese Lampe natürlich mit einer weißen Blende abgedeckt werden.

Canon CanoScan 9900F mit geschlossener Abdeckklappe

Für das Digitalisieren von Filmmaterial sind dem Gerät drei spezielle Filmhalter beigefügt, die man einfach auf die Glasplatte der Scanner-Auflagefläche legen kann. Mit dem Dia-Filmhalter kann man bis zu 8 gerahmte Kleinbild-Dias auf einmal scannen; der Filmstreifenhalter bietet Platz für 4 Filmstreifen bis zu 6 Bildern Länge; Auf diese Weise kann man 24 KB-Negative im Batch-Modus scannen. Ein dritter Filmhalter ist für Mittelformat- und Großformat-Filme vorgesehen. Damit kann man Mittelformate bis zu einer Größe von 9 x 12 cm und Großformate bis zu einer Größe von 4" x 5" verarbeiten. Der CanoScan 9900F ist also ein echter All-Rounder, denn welches Gerät schon kann einerseits Auflichtvorlagen andererseits Durchlichtvorlagen vom Kleinbild bis zum Großformat verarbeiten? So mancher Filmscanner akzeptiert außer Kleinbild-Formaten noch Mittelformatbilder, aber im Großformatbereich wird das Marktangebot sehr rar.

Der Scanner wird entweder über USB 2.0 oder Firewire an den Computer angeschlossen. Sowohl ein USB-Kabel als auch ein Firewire-Kabel ist im Lieferumfang enthalten. Zum Lieferumfang gehört ferner eine Kurzanleitung, ein ausführliches Handbuch auf CD-ROM und ein riesiges Software-Paket. Mit dem Canon CanoScan 9900F erwirbt man also ein Komplettpaket, mit dem sich Scans aller Arten durchführen, bearbeiten und archivieren lassen.

Installation

Das Flaggstück unter Canons Flachbettscannern wird mit einer Transportsicherung ausgeliefert. Um diese zu entriegeln muss man lediglich einen Schiebehebel an der Hinterseite des Gerätes verstellen - wie angenehm, dass man nicht irgendwelche Sicherungsschrauben herausdrehen und irgendwo sicher verwahren muss. Zahlreiche Klebestreifen sichern den Scanner vor Transportschäden; da kann wirklich nichts passieren.

Canon weist ausdrücklich darauf hin, dass zuerst die Software installiert werden muss, ehe der Scanner an den PC angeschlossen wird; Wird der Scanner nämlich an den PC gehängt bevor die Software installiert wird, wird ein neues Gerät erkannt, für das ein Treiber installiert werden muss.

Wer schon einmal ein Canon Produkt gekauft hat, kennt die Software-Installation bereits: Mit einem einzigen Installationsprogramm können eine ganze Reihe von Anwendungen direkt hintereinander auf den Rechner gespielt werden. Das geht kinderleicht und schnell. Auch der Scanner-Treiber wird auf diese Weise gleich mitinstalliert. Nach Anschluss des Scanners an den Rechner wird das neue Gerät automatisch erkannt und das Vergnügen kann beginnen.

Die Installation geht also vorbildlich einfach und schnell. Die im Lieferumfang enthaltene Schnellstart-Referenz führt den ganz unerfahrenen Anwender leicht durch die einzelnen Installationsschritte. Schade ist natürlich, dass das eigentliche Handbuch nur auf CD ausgeliefert wird. Das ist nicht jedermanns Sache, und das Ausdrucken kostet viel Zeit und Tinte. Da bin ich wohl von anderen Canon-Produkten etwas verwöhnt!

Scannen von Auflichtvorlagen

Das Scannen von Papierseiten, Fotoabzügen, Dokumenten oder flachen Gegenständen ist der eigentliche Hauptanwendungszweck des Canon CanoScan 9900F. Auf dieser Webseite geht es jedoch hauptsächlich um das Digitalisieren von Fotos, die als Negativ oder Positiv vorliegen; daher gehe ich auf das Scannen von Aufsichtsvorlagen nur ganz kurz ein und nutze dieses Unterkapitel, um einige grundlegende Eigenschaften des Scanners zu beschreiben.

Scannen von Papiervorlagen

Das Öffnen der Vorlagenabdeckung ist mit etwas mehr Kraft verbunden als bei anderen Scannern. Den Grund dafür bemerkt man sofort, wenn man die Abdeckung loslässt. Diese fällt nämlich nicht einfach zurück auf das Vorlagenglas, wie man es von billigen Scannern oder Kopierapparaten her kennt, sondern sie bleibt in der erreichten Position geöffnet. Das hat zum einen den Vorteil, dass man keine Angst haben muss, dass einem beim Auflegen der Vorlage die Klappe auf die Hände fällt, zum anderen ist diese Eigenschaft sehr vorteilhaft, wenn man den Scanner z.B. in ein Regal stellt, wo man nicht den Platz nach oben für eine vollständige Öffnung des Vorlagenhalters hat.

Der Vorlagenhalter ist am hinteren Ende nicht über einfache Gelenke arretiert, sondern die Gelenke können noch nach oben geschoben werden. Dies ist von Vorteil, wenn man dicke Bücher, Zeitschriften oder andere unförmige Gegenstände auf das Vorlagenglas legen möchte. Man kann den Vorlagenhalter durch seine Höhenverstellbarkeit also so positionieren, dass er auch beim Scannen eines Buches in waagerechter Position liegt.

Den eigentlichen Scan startet man entweder, indem man von einem Bildbearbeitungsprogramm wie Photoshop® über die TWAIN-Schnittstelle die Scan-Software aufruft oder diese aus dem Startmenü direkt startet. Noch bequemer erfolgt das Scannen jedoch, indem man sich der vier Funktionstasten an der Vorderseite des Scanners bedient. Diese sind beschriftet mit Copy, Scan, File, E-Mail. Mit einem einzigen Tastendruck kann man also eine Vorlage scannen und direkt an den Drucker schicken - das kennt man doch von einem Kopierapparat. Auch eine PDF-Datei lässt sich mit einem einzigen Tastendruck erzeugen.

Diese vier Funktionstasten sind jedoch noch viel wertvoller, da man sie selbst programmieren kann. Ich muss gestehen, dass ich bei meinem ersten Scanner-Kauf von solchen Tasten überhaupt nichts hielt, denn der Scanner sollte scannen und alles, was hinterher kommt, kann man auf andere Weise bewirken. Mittlerweile mag ich jedoch solche Funktionstasten nicht mehr entbehren, denn eine Kopie per Tastendruck zu bekommen ist einfach etwas anderes, als wenn man eine Vorlage auflegt, die notwendigen Einstellungen macht, die Vorlage scannt und sie vom Bildbearbeitungsprogramm dann auf den Drucker schickt.

Beim Scannen von Fotos oder Dokumenten kann man entweder einfache Standard-Einstellungen verwenden oder sich seinen Scan individuell einrichten. Das Scannen erfolgt nach dem üblichen Schema Vorschau, Scanbereich festlegen, Einstellungen machen, Scannen. Speziell bei Auflichtvorlagen erfreut mich immer wieder das schnelle Tempo, das der CanoScan 9900F an den Tag legt. Natürlich gilt dies nur für übliche Auflösungen im Bereich von 300-600 dpi. Wer aus irgendeinem Grunde 1600 dpi Scans braucht, muss sich auch beim Scannen eines Fotos oder eines Schriftstückes auf eine minutenlange Scan-Zeit einstellen.

Scannen von gerahmten Dias

Ehe man mit dem CanoScan 9900F ein Positiv oder Negativ, egal ob Kleinbild, Mittelformat oder Großformat, scannt, muss man die Schutzfolie der Vorlagenabdeckung entfernen, damit die in der Vorlagenabdeckung integrierte Lampe auch wirklich durch das Filmmaterial hindurchleuchten kann. Die Dia-Filmleiste legt man direkt auf das Vorlagenglas des Scanners auf. Zwei Führungsnuten oben und unten sorgen dafür, dass der Filmhalter immer exakt eingelegt wird und wieder herausgenommen werden kann. Während das Einlegen noch exakt und unproblematisch erfolgt, braucht man für das Herausnehmen der Filmleiste, egal ob diejenige für Dias, Filmstreifen oder Mittelformate, schon zarte Fingerchen; Gut, wer immer eine Pinzette oder einen Brieföffner in Scannernähe hat.

Die Filmleiste hat acht Ausbuchtungen, in die jeweils ein gerahmtes Kleinbild-Dia gelegt werden kann. Die Ausbuchtungen dienen nicht als Auflage der Dias sondern lediglich zur genauen Positionierung der Dias; Nimmt man den Filmhalter bei eingelegten Dias also von der Scannen von gerahmten Dias Glasauflage, bleiben die Dias liegen. Die Dias lassen sich jedoch bequem aus den acht Fächern entnehmen. Gewöhnungsbedürftig ist, dass man die Dias immer verkehrt herum einlegen muss. Eine entsprechende Markierung auf der Filmleiste hilft jedoch dem Gedächtnis immer wieder auf die Sprünge.

In die Filmleiste können Kleinbild-Dias von fast beliebiger Rahmenstärke eingelegt werden. Während andere Filmscanner ihre Probleme bei dicken Rahmen haben, stößt man beim CanoScan 9900F eher bei sehr dünnen Papp- oder Kunststoffrahmen auf Probleme, denn diese sind mit bloßen Händen kaum noch entnehmbar.

Den Scan startet man auch bei Filmvorlagen gleich wie bei Aufsichtsvorlagen. Die Scanner-Software wird entweder direkt über das Start-Menü, aus einem Bildbearbeitungsprogramm heraus oder über die Funktionstasten an der Scanner-Vorderseite gestartet. Beim Erstellen einer Vorschau überrascht positiv, dass der Scanner automatisch erkennt, in welchen Fächern ein Dia eingelegt ist und welchen nicht. Sind zum Beispiel nur drei Dias in den acht vorhandenen Fächern eingelegt, so werden auch nur drei Vorschaubilder angezeigt und nicht noch zusätzlich fünf mit einer weißen Fläche.

Das eigentliche Scannen erfolgt wieder nach dem bekannten Schema: Bilder auswählen, Scan-Bereich festlegen, Auflösung bestimmen, Einstellungen machen, Scannen. Genau bei diesem Schritt hat die Scan-Software von Canon jedoch erhebliche Defizite: Man muss die Einstellungen für jedes Bild extra machen. In anderen Scan-Programmen kann man seine Einstellungen zum Beispiel für das erste Bild exakt durchführen, diese dann abspeichern und auf sämtliche anderen Bilder anwenden. Dieses Manko wirkt sich umso negativer aus, je mehr Bilder man mit gleichen Einstellungen scannen möchte.

Was nach einer sehr langen Scan-Zeit (siehe Kapitel Scan-Geschwindigkeit) herauskommt, kann sich sehen lassen (siehe Kapitel Bildqualität). Besonders beeindruckt mich, dass Canon es geschafft hat, seine FARE-Technologie (Automatische Entfernung von Staub und Kratzern), die ich schon vom Filmscanner Canon CanoScan FS4000 US her kenne, auf einen Flachbettscanner mit Durchlichteinheit zu übertragen. Und ich meine, sie funktioniert sehr gut und leistet hervorragende Dienste.

Beim Scannen von gerahmten Dias merkt man schnell, dass der Canon CanoScan 9900F kein Scanner ist, den man sich anschafft, um seine komplette Diasammlung zu digitalisieren. Vielmehr sollte man sich bei diesem Gerät darüber freuen, dass sein Flachbettscanner auch für gelegentliche Dia-Scans verwendet werden kann.

Scannen von Filmstreifen

Zur Serienausstattung des CanoScan9900F gehört ein Filmstreifenhalter, in den vier Filmstreifen (Positive oder Negative) mit jeweils bis zu sechs Bildern im Kleinbildformat eingelegt werden können. Damit sind Serienscans mit 24 Bildern auf einmal möglich. Die Filmleiste für Filmstreifen besteht aus vier Leisten, die sich jeweils einzeln öffnen lassen. In jede einzelne Leiste können entweder ein Filmstreifen mit einer Länge bis zu sechs Bildern oder auch kürzere Filmstreifen bzw. Einzelbilder eingelegt werden. Das Einlegen erfolgt zwar auf einfache Weise, jedoch ist es schwierig, die Bilder exakt zu positionieren; Es gibt nämlich keine Zwischenstege, anhand derer man einen Abgleich mit den Zwischenräumen zwischen den Bildern auf dem Streifen machen könnte. Es gibt lediglich Markierungen, die jedoch nur eine grobe Ausrichtung ermöglichen.

Äußerst problematisch ist das Einlegen von gewellten Negativstreifen. Filmstreifen, die sich entweder fast zusammenrollen, oder Streifen, die zur Mitte hin gewölbt sind, lassen sich äußerst schwer in den Filmhalter einlegen. Schuld daran ist der Öffnungsmechanismus, der am Scannen von NegativstreifenStreifenende seine Gelenke hat (siehe Bild). Man kann den Filmstreifen zwar nach dem Einlegen noch verschieben, jedoch riskiert man dabei, dass man den Film bzw. die Glasauflage zerkratzt.

Positiv anzumerken ist, dass auch ein Filmstreifen mit bis zu 12 Bildern gescannt werden kann. Die einzelnen Filmstreifenhalter haben nämlich an der Unterseite eine Öffnung, durch die der überschüssige Streifen nach außen stehen kann. Durch diese Öffnung kann man auch einen Filmstreifen einführen, ohne den Filmstreifenhalter aufklappen zu müssen. Dies sollte man jedoch tunlichst vermeiden, denn auf diese Weise kann man seinen Filmstreifen mit markanten Längskratzern zerstören.

Anders als beim Diarahmenhalter liegen die Negativstreifen beim Filmstreifenhalter nicht direkt auf der Glasfläche sondern sie werden auf Führungsschienen in der Filmleiste fest gehalten. Dadurch ist es möglich, die komplette Filmleiste außerhalb des Scanners zu befüllen und entleeren; das ist angenehmer als wenn man sich stets über den Scanner beugen muss.

Für das eigentliche Scannen gilt dasselbe wie für das Scannen von KB-Dias. Besonders bei Negativen ist es angenehm, dass die Software im Index-Scan nur diejenigen Bilder anzeigt, die auch wirklich belegt sind. Ein sehr angenehmes Feature möchte ich noch erwähnen: Man kann sich einen Index-Print mit sämtlichen eingelegten Bildern automatisch anlegen; das ist sehr praktisch für die Archivierung. Was sich beim Scannen einer Diaserie schon als negativ erwiesen hat, fällt bei Filmstreifen noch viel mehr ins Gewicht: Man muss seine Einstellungen für jedes Bild einzeln durchführen. Falls die 24 Bilder alle ins Hochformat gedreht werden sollen, reicht nicht eine Markierung aller Bilder und ein Drehkommando, nein, jedes Bild muss einzeln rotiert werden.

Beim Scannen von Filmstreifen ist das Einlegen der Positiv- oder Negativstreifen und das Durchführen der Einstellungen der größte Aufwand. Hat man diese beiden Schritte hinter sich gebracht, kann man den Scanner getrost für eine ordentliche Zeit (bis zu mehrere Stunden) alleine arbeiten lassen.

Scannen von Mittelformat- und Großformat-Bildern

Obwohl der Canon CanoScan 9900F eigentlich ein Flachbettscanner mit integrierter Durchlichteinheit ist, seine Spezialität also in Auflichtvorhaben haben sollte, kommt er meiner Meinung nach erst so richtig zur Geltung beim Scannen von Mittelformaten und Großformaten. Die Auflösungsschwäche (siehe Kapitel Bildqualität), die sich vor allem bei Kleinbild-Dias und KB-Negativen als Manko erweist, spielt nämlich bei Mittelformatbildern eine geringere und bei Großformatbildern in der Regel keine Rolle mehr.

Scannen von Mittelformaten und Großformaten

Die dritte serienmäßig enthaltene Filmleiste hat oben ein Fach für 120er Mittelformat-Filme und unten eines für Großformatfilme bis zu einer Größe von 4 x 5 Zoll. Mit der Mittelformat-Halterung können Bilder bis zu einer Größe von 6 x 12 cm gescannt werden. Selbstverständlich können auch zwei 6 x 6 Bilder eingelegt werden. Ein Grund mehr, weshalb ich sage, dass der CanoScan 9900F seine wesentliche Stärke im Mittelformatbereich hat, ist, dass 120/200er Filmrollen verarbeitet werden können. Zwar kann eine Mittelformatrolle nicht am Stück gescannt werden, jedoch muss der Film nicht zerschnitten werden wie bei den meisten Mittelformat-Scannern. Die Filmhalterung hat nämlich links und rechts einen glatten Einschub, aus der der lange Filmstreifen oder die Filmrolle herausragen kann. Einfach hindurchziehen würde ich einen Filmstreifen zwar nicht, da man dabei Kratzer auf das Bild bringen kann, aber das MF-Fach lässt sich einfach aufklappen, so dass der Film eingelegt bzw. transportiert werden kann.

Im unteren Fach für Großformatbilder kann ein Bild bis zu einer Größe von 4 x 5 Zoll eingelegt werden. Das Bild liegt dann im Filmhalter auf seitlichen Führungsschienen sicher auf; der Filmhalter kann also nach dem Einlegen des Positives auf die Glasauflage gelegt werden. Als praktisch erweist sich das Großformat-Fach auch für andere Formate wie zum Beispiel Kleinbild-Panorama. Solche nicht standardmäßigen Filmformate legt man einfach innerhalb des Großformat-Bereiches direkt auf die Glasfläche und selektiert in der Scan-Software einen entsprechenden Scan-Bereich.

Große Mengen an Mittelformat- oder Großformat-Negativen sollte man sich mit dem CanoScan 9900F jedoch nicht vornehmen. Ein Großformatscan dauert in höchster Auflöung und bei eingeschalteten Korrekturverfahren gut und gerne über eine Stunde. Wer dann noch mit verschiedenen Einstellungen experimentieren möchte, um seinen optimalen Scan zu erhalten, kann schnell einen ganzen Tag für ein einziges Großformatpositiv opfern.

Scannen von sonstigem Filmmaterial

Der CanoScan 9900F von Canon ist ein richtiger Alleskönner. Von Aufsichtsvorlagen bis zu Din A4 Größe über Kleinbild-Negative und KB-Positive digitalisiert der Scanner fast alles bis zum Großformat von 4 x 5 Zoll. Wo liegen die Grenzen, wo hören die Möglichkeiten auf?

Ein ganz besonderes, sehr erwähnenswertes Features dieses Flachbettscanners ist, dass die komplette Durchlichteinheit für einen einzelnen Scan verwendet werden kann. Normalerweise legt man eine der mitgelieferten Schablonen auf die Glasplatte und legt in diese z.B. 8 KB-Dias oder sonstiges Filmmaterial ein. Der Scanner erlaubt einem jedoch auch das Auflegen von Filmmaterial direkt auf die Glasplatte unter die Durchlichteinheit. Diese hat eine Größe von 15 x 26 cm. Deaktiviert man in der Scan-Software die Checkbox "Piktogramme anzeigen", so lässt sich eine Vorschau der Maximalgröße 15 x 26 cm erstellen und natürlich auch ein entsprechender Bildbereich scannen. Ein solcher Scan liefert in der höchsten Auflösung 19.276 x 29.969 Pixel, also insgesamt ca. 578 Millionen Bildpunkte. Ein solcher Scan liefert im TIF-Format eine Dateigröße von ca. 1,7 Gigabyte.

An die Grenzen stößt der Scanner natürlich bei Filmrollen oder APS-Filmen. Diese können zwar theoretisch links und Rechts überstehend unter die Durchlichteinheit gelegt werden, die Ausrichtung und das Freischneiden nehmen dann jedoch sehr viel Zeit in Anspruch.

Die mitgelieferte Software

Ich habe schon eine ganze Reihe von Canon-Produkten gekauft, vom einfachen Flachbettscanner bis zum Diascanner und von der Mini-Digitalkamera bis zur digitalen Spiegelreflexkamera; beeindruckt hat mich immer die immense Software-Ausstattung, die den Produkten beigefügt war. Ich glaube, in dieser Hinsicht ist Canon einzigartig. Ich mag jetzt gar nicht jedes einzelne Program beschreiben sondern nur auf ein paar wesentliche Merkmale der inkludierten Software eingehen. Was für Software erhält man beim Kauf eines CanoScan 9900F?

  • ScanGear CS: Scannertreiber (ohne den geht nichts)
  • CanoScan Toolbox: Das übergeordnete Diensteprogramm fürs Scannen (vergleiche Microsoft Office-Leiste)
  • ArcSoft PhotoStudio: Ein Bildbearbeitungsprogramm, das man eigentlich nicht braucht, da man ja Photoshop® bekommt
  • ArcSoft PhotoBase: Programm zum Erstellen eines Fotoalbums
  • ScanSoft OmniPage: OCR-Programm
  • Adobe Photoshop® Elements 2.0: Bildbearbeitungsprogramm

Die wichtigste Software ist natürlich die eigentliche Scan-Software, mit der man einen Scan startet. Die Software ist gut und leicht zu bedienen, hat allerdings einige wesentliche Schwächen: So können individuelle Einstellungen nicht gespeichert und auf andere Bilder angewandt werden. Dieses Manko führt dazu, dass der CanoScan9900F eigentlich kein Scanner für größere Mengen von Dias oder Negativen ist; man fängt quasi jedes Mal von vorne an.

Hervorragend ist die Möglichkeit, den vier Funktionstasten an der Vorderseite des Scanners per Software bestimmte Merkmale bzw. Funktionen zuzuweisen. Somit ist man nicht auf die Standard-Funktionalität wie Kopieren oder Per e-mail verschicken fixiert. Auf diese Weise lassen sich doch einige gewisse Vorgänge vereinfachen und standardisieren.

Bemerkenswert finde ich, dass Canon einem Scanner, der in der Preisklasse von 500 € liegt, die aktuellste Version von Adobe Photoshop® Elements beifügt. Ich weiß nicht, wie viele Lizenzen dieses Programmes ich jetzt schon habe, aber ich kann dieses Programm nur empfehlen. Vor allem Neueinsteiger erhalten mit Photoshop® Elements gleich ein hervorragendes Bildbearbeitungsprogramm, das im Laden an die 100 € kostet, wenn man es einzeln kauft.

Leider geht Canon in Sachen Software schon so weit, dass auch das Benutzerhandbuch zum Scanner nur auf CD ausgeliefert wird. Das Benutzerhandbuch ist zwar schnell installiert, jedoch würde ich ein Handbuch lieber in Form eines Buches als am Bildschirm lesen.

Bildqualität

Kommen wir zum wichtigsten Punkt, zum KO-Kriterium. Wie ist die Bildqualität beim CanoScan 9900F? Hält der Scanner das, was er verspricht bzw. was die glänzenden technischen Daten suggerieren?

Eines sei vorweg gesagt: Im Auflichtbereich hat mich der Scanner voll überzeugt. Normale Scans werden nicht nur schnell gemacht sondern man erhält auch eine hervorragende Bildqualität. Diese kann man besonders dann gut beurteilen, wenn man ein frisch entwickeltes Hochglanz-Foto auf die Glasvorlage legt. Aufsichtvorlagen scannt der Canon CanoScan9900F mit einer Auflösung bis zu 1600 dpi. In den meisten Fällen genügt eine Scanauflösung von 300-600 dpi. Ich hatte noch nie eine Anwendung, wo ich die Höchstauflösung verwenden konnte bzw. musste.

Hier interessiert jedoch mehr die Qualität, die man mit Negativen oder Positiven erhält. Mit einer Auflösung von 3200 dpi schlägt der Canon ja viele Filmscanner, von denen nur eine kleine Zahl höhere Auflösungen bietet. Bevor ich die Auflösung des CanoScan 9900F beurteile, möchte ich kurz eine allgemeingültige Aussage betonen:

Bei vielen Scannern entspricht die optische Auflösung bei weitem nicht der Auflösung, die man in der Praxis erzielt. Nur ganz wenige Scanner erreichen in der Praxis diejenigen Auflösungen, die im Prospekt stehen.

Auflösungstest mit USAF Test-Target

Ein Auflösungstest mit einem USAF testchart zeigt, dass die Balken beim Element 4.6 noch eindeutig gegenüberdem Hintergrund erkennbar sind. Diesem Element entspricht jedoch nur eine Auflösung von 1450 dpi. Beim Element 5.1 kann man mit gutem Willen noch die einzelnen schwarzen Balken von einem gräulichen Hintergrund unterscheiden. Beim Element 5.2 sind keine Strukturen mehr erkennbar, wenn man die einzelnen Pixel stark vergrößert. Somit komme ich beim CanoScan 9900F zu einer gemessenen Auflösung von nur 1600 dpi, was nur 50% der Nennauflösung entspricht. Diese Auflösung reicht zwar für Mittelformatscans oder Großformatscans oftmals aus, aber es ist dennoch ärgerlich, wenn man mit 3200 dpi scannt nur effektiv nur 1600 dpi bekommt. Schließlich erhält man vier mal so große Dateien durch die höhere Scan-Auflösung. Die Computer-Zeitschrift c't maß für den Canon-Scanner übrigens eine tatsächliche Auflösung von gar nur 1160 x 1120 dpi.

Es ist zwar schade und enttäuschend, dass aus 3200 dpi nur noch 1600 dpi übrig bleiben, aber für preisgünstige Filmscanner ist dies nichts Ungewöhnliches. Und wenn ich in der Einleitung gleich klar gestellt habe, dass ich den CanoScan 9900F nicht einem Profigerät von Nikon gegenüberstellen möchte, sondern eher preisgünstigen Filmscannern, dann muss ich an dieser Stelle erwähnen, dass so mancher Film-Scanner, der 2700 dpi verspricht auch nur 1500 dpi erreicht.

Mit einer Auflösung von 1600 dpi erreicht man bei einem Kleinbild eine effektive Bildgröße von 3,5 Megapixeln; da sind viele Digitalkameras besser. Natürlich erhält man durch die Auswahl von 3200 dpi entsprechend große Dateien mit über 10 Megapixeln, aber beim Hochzoomen erkennt man die grobe Rasterung. Dies macht deutlich, weshalb dieses Gerät den klassischen Filmscannern beim Digitalisieren von KB-Formaten unterlegen ist.

Im Mittelformat- und Großformat-Bereich erreicht man mit 1600 dpi zwar ansehnliche Bildgrößen, holt jedoch bei Weitem nicht alles aus dem vorhandenen Filmmaterial heraus. Für normale Abzüge und Vergrößerungen bis ca. Din A4 reicht die effektive Auflösung jedoch völlig aus. Somit ist der CanoScan 9900F in der Tat eine preisgünstige Alternative zu den sündhaft teuren Mittelformat-Filmscannern, sofern es nicht um professionelle Anwendungen geht.

Bei Mittelformaten oder Großformaten, die unter Umständen etwas gewellt sind, zeigt der Canon CanoScan 9900F viel Toleranz. Während hochwertige Filmscanner zum Teil eine Tiefenschärfe von nur einem halben Millimeter haben, hat der Flachbettscanner von Canon mehrere Millimeter Tiefenschärfe. Eine leichte Wölbung in der Bildmitte eines Großformates führt daher nicht gleich zu einem unscharfen Bild.

An die Grenzen stößt man mit dem CanoScan bei Bildern, die sehr viele dunklen Partien haben. Während bei einem hochwertigen Filmscanner schwarze Bereiche auch noch tonwertmäßig unterschieden werden, ist beim Canon alles schwarz. Da wirkt sich einfach ein geringerer Dichteumfang negativ aus. Im Vergleich zu preisgünstigen Film-Scannern, die in der gleichen Preisklasse wie der Canon Flachbettscanner liegen, schneidet der Canon jedoch sehr gut ab.

Bei normalen Urlaubsbildern, wie ich sie häufig scanne, hat mich der CanoScan 9900F bis auf die niedrige Auflösung überzeugt. Die Farben kommen gut rüber, manchmal sogar zu gut. Zu erwähnen ist auch das gut funktionierende FARE Staub- und Kratzerkorrekturverfahren, sofern man es auf schwache Stufe stellt. Wählt man eine stärkere Korrektur aus, versagt das Verfahren immer öfters, da auch kleine Bildpartien wegradiert werden, die zum Bild gehören. Wie schon beim Diascanner von Canon kann meiner Meinung nach Canons FARE-Technologie mit dem bewährten ICE-Verfahren nicht mithalten.

Scangeschwindigkeit

Im Auflichtbereich hat mich der der Canon CanoScan 9900F mit seiner Geschwindigkeit sehr beeindruckt. Besonders gefällt mir, dass ich in Windes Eile eine Vorschau meines Bildes habe, sofern eine Kalibrierung der Lampe einmal geschehen ist. Viel wichtiger ist jedoch die Scan-Geschwindigkeit bei Filmvorlagen, und da sieht die Sache ganz anders aus.

Beim Flachbettscanner von Canon variieren die Scan-Zeiten wie bei anderen Filmscannern mit den Einstellungen. Ein einfacher Scan ist schnell gemacht. Für jede Einstellung, die man in der Scan-Software macht, vergrößert sich jedoch die Scan-Zeit. Schaltet man zum Beispiel die FARE Kratzerkorrektur ein und vielleicht noch ein Glättungsfilter, hat man die Scandauer für ein Bild schon verdoppelt.

Natürlich hängt die Scandauer auch von der Auflösung ab. Leider kommen für mich Scans mit dem CanoScan 9900F nur in höchster Auflösung in Frage, da eine Auflösung von 3200 dpi in Wahrheit eh nur einer Auflösung von guten 1000 dpi entspricht (siehe voriges Kapitel).

So dauert der Scan eines einzelnen Dias gut und gerne 5 Minuten, wenn man noch einige Anpassungen wie FARE einstellt. Bei einem KB-Negativ reicht die Scandauer an die 10 Minuten heran. Man kann sich leicht ausrechnen, dass man den Scanner einen ganzen Abend lang alleine arbeiten lassen kann, wenn man den Filmhalter mit 24 Negativen füllt.

Im Mittelformatbereich und bei Großformaten explodieren die Scanzeiten förmlich. Ein 6 x 9 cm großes Dia, das ich mit 3200 dpi mit meinen üblichen Einstellungen scanne beansprucht den Scanner für eine knappe halbe Stunde. Wenn ich ein 4 x 5 Dia mit meinen Wunscheinstellungen scanne, läuft das Gerät eine gute Stunde durch. Wenn man dann hinterher feststellt, dass man eine falsche Einstellung gemacht hat, ist das ärgerlich.

Ich habe oben schon erwähnt, dass der CanoScan 9900F kein Scanner für große Mengen von Positiven oder Negativen (egal welches Format) ist. Dies liegt nicht nur an der Scan-Software, die nicht auf Batch-Betrieb bzw. große Mengen programmiert ist, sondern auch an den langen Scan-Zeiten, die das Gerät bereits für ein einzelnes Bild braucht.

Zusammenfassung, Fazit

Um meine Erfahrungen mit dem Canon CanoScan 9900F zusammenzufassen komme ich auf meine Einleitung zurück. Der ca. 500 € teure Flachbettscanner von Canon ist kein Ersatz für meine großen Nikon-Filmscanner, die um ein Vielfaches teurer sind. Der CanoScan 9900F leistet mir hervorragende Dienste im Auflichtbereich. Dank seiner flexiblen Verschlussklappe und seinen programmierbaren Funktionstasten lassen sich Auflichtscans in großen Mengen schnell und bequem erzeugen; Auch leistet mir der CanoScan 9900F sehr gute Dienste für Großformatscans, wenngleich ich bei so manchem Bild an die Grenzen des Gerätes stoße.

In der Liga preisgünstiger Filmscanner kann der Canon sehr gut mitspielen was die Bildqualität betrifft. Billige Diascanner kommen zumeist ganz ohne Staubkorrekturverfahren daher; da hat der Canon sogar einiges voraus. Auch bei der Farbnuancierung übertrifft Canons Flachbettscanner mit Durchlichteinheit so manchen Diascanner. Erst wenn man die effektive Auflösung von nur 1600 dpi des Gerätes betrachtet, wird die Unterlegenheit gegenüber den klassischen Filmscannern deutlich. Beispiel: Der Reflecta ProScan 4000 liegt in einer ähnlichen Preisklasse und hat nominelle 3.600 dpi Auflösung und mit ICE das beste Staub- und Kratzerkorrekturverfahren.

Wer seinen Dia- oder Negativbestand digital archivieren möchte, findet mit dem CanoScan 9900F mit Sicherheit nicht das richtige Gerät. Dieser Scanner ist jedoch hervorragend geeignet für Leute, die ohnehin einen Flachbettscanner benötigen und hin und wieder ein paar Positive oder Negative in digitaler Form benötigen, ohne diese gleich für immer und ewig in bester Qualität archivieren zu wollen.

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