Testbericht Filmscanner Reflecta PF 135

Im November 2019 brachte reflecta mit dem PF 135 einen Filmscanner auf den Markt, den es in dieser Form noch nie gegeben hat. Der PF 135 ist ein Filmstreifen-Scanner, der voll automatisch mehrere ganze Filmstreifen digitalisieren kann. Während reflecta schon seit langer Zeit Magazinscanner zum Digitalisieren ganzer Diamagazine im Sortiment hat, gibt es nun erstmals einen Scanner, der Kleinbild-Filmstreifen automatisiert verarbeiten kann. Somit ist der PF 135 eine Weltneuheit und ein Produkt, das es in dieser Form noch nie gab.


Der Reflecta PF-135 wurde Anfang 2022 vom Markt genommen.
 Reflecta PF 135

Laut Hersteller kann der reflecta PF 135 bis zu 10 Filmstreifen mit einer Länge von maximal 6 Bildern automatisch verarbeiten und somit bis zu 60 Bilder auf einmal scannen. In der Praxis haben Negativstreifen meist eine Länge von 4 Bildern, so dass sich eine maximale Kapazität von ca. 40 Bildern ergibt. Das entspricht auf alle Fälle einem kompletten Kleinbild-Film, der typischerweise aus 36 Bildern besteht. Man kann also festhalten, dass der reflecta PF 135 einen kompletten Kleinbildfilm im Batch-Modus automatisch einscannen kann.

Auf der Geräte-Rückseite befindet sich die Filmstreifenzufuhr, in den bis zu 10 Filmstreifen eingelegt werden können. Diese werden dann voll automatisch vom Scanner eingezogen auf ähnliche Weise wie ein Drucker einen Stapel Papier nach und nach einzieht. Wenn Filmstreifen direkt übereinander gleiten ist klar, dass diese vorher sehr sorgfältig gereinigt werden müssen. Die gescannten Filmstreifen werden dann auf der Vorderseite wieder ausgegeben.

Laut Hersteller-Datenblatt scannt der reflecta PF 135 mit einer maximalen Auflösung von 3600 ppi bei einer Maximaldichte von 3,2. Das lässt eine durchschnittliche Bildqualität erwarten. Reflecta gibt die Scangeschwindigkeit mit 24 Sekunden bei 5 MP an. Wie lange ein richtiger Scan mit der Nominalauflösung von 3600 ppi mit MagicTouch dauern wird, lässt sich daraus nicht ableiten. Unser Testbericht wird zeigen, wie sich der PF 135 gegenüber dem ähnlich teuren Bruder Reflecta RPS 10M schlägt, der auch ganze Filmstreifen automatisch einscannt, aber mit einer maximalen Auflösung von 10.000 ppi und einer Maximaldichte von 4,2.

Ausstattung, Zubehör und Leistungsdaten des Filmscanners

Der Reflecta PF 135 kommt ganz ohne Filmhalter aus. Man führt Filmstreifen hinten in den Scanner rein; nach dem Scannen kommen diese an der Vorderseite wieder heraus. Außer dem Scanner gehören demnach nur ein Stromkabel und ein USB-Kabel zum Lieferumfang; mehr braucht der Scanner nicht. Die Scan-Software PF-135 stellt der Hersteller nur als Download-Version zur Verfügung. Das hat den Vorteil, dass man nicht mit veralteten Versionen arbeitet.

Das Gerät hat die Maße 232x157x128 (Länge x Breite x Höhe) und ist damit ein sehr kompaktes Gerät, das auf dem Schreibtisch nicht viel Platz einnimmt. Mit einem Gewicht von gerade einmal 1,9 kg ist es zudem ein Leichtgewicht, so dass man es bequem transportieren und verstauen kann. Allerdings ist der Scanner aufgrund des geringen Gewichtes natürlich empfindlich für kleinste Stöße oder Vibrationen, die zu unschönen Versätzen in den Scans führen können.

Die Filmstreifen werden in den hinteren Filmstreifeneinzug gelegt wie ein Stapel Druckerpapier in einen Kopierer. Der Scanner zieht dann Streifen für Streifen ins Scanner-Innere ein. Wichtig ist dabei natürlich, dass sich keine Schmutzpartikel auf den Filmstreifen befinden, wenn diese aufeinander gleiten. Die Filme werden dann von einem CCD Zeilenzensor abgetastet, wie er in den meisten Filmscannern verbaut ist. Als Lichtquelle kommen LEDs zum Einsatz. Ist ein kompletter Filmstreifen gescannt wird er auf der Scanner-Vorderseite wieder ausgegeben und aufgestapelt. Auf diese Weise kann das Gerät laut Hersteller bis zu 10 Filmstreifen im Stapelbetrieb einscannen.

Der Hersteller gibt als nominale Auflösung für den PF 135 einen Wert von 3600 ppi an. Und für die Maximaldichte wird ein Wert von 3,2 angegeben. Diese Werte lassen keine gute Bildqualität erwarten. Während andere aktuelle reflecta-Filmscanner Auflösungen von bis zu 10.000 ppi und eine Maximaldichte von knapp 4 versprechen, liegt der PF 135 mit seinen Nominalwerten weit unter seinen Brüdern aus dem gleichen Hause. Der ganz kleine Bruder Reflecta CrystalScan 7200, der im Jahre 2005 auf den Markt kam, hat auch eine Auflösung von 3600 ppi und eine maximale Dichte von 3,2. Vielleicht hat der neue PF-135 den gleichen Sensor eingebaut wie der CrystalScan 7200?

Beim Betrachten der maximalen Auflösung und der maximalen Dichte wird also sofort klar, dass der neue reflecta PF-135 nicht gebaut wurde, um Filmstreifen in höchster Qualität zu digitalisieren, sondern es geht vielmehr um das schnelle Scannen einer großen Menge von Filmstreifen in einfacher Qualität, um sich zum Beispiel einen Überblick über einen großen Filmstreifen-Bestand zu machen.

Der PF-135 wird mit einem USB-Kabel an einen PC oder Mac angeschlossen. Die Mindestvoraussetzungen an einen PC oder Mac sind ziemlich gering, so dass das Gerät auch mit älteren Rechnern betrieben werden kann.

Die Bildqualität des reflecta PF-135

Um die Bildqualität des reflecta PF-135 zu untersuchen machen wir zunächst einen Auflösungstest mit Hilfe eines USAF Test-Charts. Die nachfolgende Abbildung zeigt den inneren Bereich des Auflösungstargets, gescannt mit der nominalen Auflösung von 3600 ppi.

Reflecta PF-135

Die vertikalen Balken sind bis zum Element 5.4 deutlich erkennbar; Bruchstücke vom Element 5.5 kann man mit viel gutem Willen noch erkennen. Gemäß der Auflösungstabelle auf unserer Seite Auflösung von Filmscannern bedeutet dies einen Wert von ca. 2400 ppi. Bei den horizonalen Balken können die 3 Einzelbalken vom Element 5.4 noch unterschieden werden; dies entspricht einer Auflösung von ca. 2300 ppi. Im Mittel kommt man also auf eine effektive Auflösung von 2350 ppi.

Da die Nominalauflösung des PF-135 3600 ppi beträgt und man effektiv ca. 2350 ppi erhält, bedeutet dies, dass der Scanner in der Praxis ungefähr 65% seiner Nominalauflösung erzielt. Das ist ein durchschnittlicher Wert. Sehr hochwertige Scanner erreichen über 90% ihrer Nominalauflösung in der Praxis, einfache Scanner erreichen nicht einmal 50% ihres Nominalwertes. Aber was bedeuten 2350 ppi in der Praxis? Was kann man mit dem Wert anfangen?

Ein sehr guter Kleinbild-Film, der mit einer hochwertigen Kamera und einem hochwertigen Objektiv belichtet wurde, hat ca. 20 Millionen Bildpunkte an Bildinformation. Hochwertige Filmscanner, die mit einer Auflösung von mindestens 4000 ppi scannen, holen genau diese Informationen aus dem Film heraus. Der reflecta PF-135 scannt nominal mit 3600 ppi, so dass er maximal 18 Millionen Bildpunkte aus dem Kleinbildformat heraus holt. Da der PF-135 jedoch effektiv nur mit einer Auflösung von 2350 ppi arbeitet, holt er in der Praxis nur ungefähr 7,5 Millionen Bildpunkte aus einer Vorlage heraus. Von den erzeugten 18 Millionen Bildpunkte sind also über 10 Millionen doppelt vorhanden, so dass es sich empfiehlt, die Bilddateien nach dem Scannen im Bildbearbeitungsprogramm wieder zu komprimieren.

7,5 Millionen Bildpunkte sind in der heutigen Zeit jedoch ein sehr kleiner Wert für ein Digitalfoto. Berücksichtigt man dann noch, dass beim Scannen etwas am Rand abgeschnitten wird, bleiben nicht einmal 7 Millionen Punkte übrig. Die meisten Handy-Kameras trumpfen mit Auflösungen von weit über 10 Megapixel auf, selbst einfachste Spiegelreflexkameras kommen auf Werte jenseits der 20 Megapixel.

Der Reflecta PF-135 digitalisiert Kleinbild-Filme mit einer Nominalauflösung von 3600 ppi und erreicht dabei eine effektive Auflösung von ca. 2350 ppi. Damit ergeben sich effektiv Bilddateien von ca. 7 Megapixel.

Für einen echten Filmscanner ist eine effektive Auflösung von 2350 ppi viel zu gering. Eine effektive Pixelanzahl von ca. 7 Megapixel ist in der heutigen Zeit nicht mehr zeitgemäß. Aber daraus wird ersichtlich, dass der reflecta PF-135 eben nicht zum hochwertigen Archivieren von Kleinbild-Filmen ausgelegt ist, sondern vielmehr zum schnellen Scannen von großen Filmmengen, um sich zum Beispiel einen ersten Überblick über eine vorhandene Filmsammlung zu verschaffen.

Beurteilen wir als nächstes die farbliche Bildqualtät des reflecta PF-135. Der Hersteller gibt als maximale Dichte einen Wert von 3,2 an, so dass man auf einen Dichteumfang von unter 3 schließen kann. Anhand von diesen beiden Werten wird sofort klar, dass der Scanner Schwierigkeiten bei dunklen Bildpartien haben wird und dass die Scans eher flau statt kontrastreich sein werden.

Die Scan-Geschwindigkeit des reflecta PF-135

Reflecta gibt die Scan-Geschwindigkeit für den PF-135 mit 24 Sekunden pro Bild bei einer Auflösung von 5 MP an. Dies hört sich zunächst einmal schnell an, aber was soll dieser Wert in der Praxis bedeuten? Welche Auflösung muss man einstellen um 5 MegaPixel zu erhalten? Reflecta gibt die nominelle Auflösung für das Gerät mit 3600 ppi bei einer Pixelmenge von 24 MP an. Aber wie im Kapitel Auflösung erläutert, produziert ein Scan mit 3600 ppi nur eine Pixelanzahl von 18 MP. Wir müssen die Scan-Geschwindigkeit also tatsächlich messen, um brauchbare Werte zu erhalten.

Vorgang ohne MagicTouch mit MagicTouch
Vorschau min min
Scan mit 1800 ppi min min
Scan mit 3600 ppi min min

Wir waren gerade dabei, die Scangschwindigkeit des PF135 zu ermitteln, da ging unser einziges Gerät leider kaputt. Von reflecta selbst haben wir aus unbekanntem Grunde niemals ein Testgerät erhalten trotz mehrfacher Nachfrage. Derzeit können wir unseren Test leider nicht fortsetzen.

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